Poptún: Finca Ixobel

Finca Ixobel, Poptún

Finca Ixobel, Poptún

Nun ist es soweit, in den nächsten 6 Wochen werde ich meinen ersten Einsatz als „Volunteer“ auf der Finca Ixobel bestreiten.

Meine Aufgabe wird es sein, die Gäste zu begrüßen, zu ihren Unterkünften zu bringen und ihnen alles zu zeigen. Außerdem helfe ich ein wenig im Restaurantbetrieb. Für mich ein Sprung ins kalte Wasser, ich habe keinerlei Erfahrung in der Gastronomie. Zudem ist mein Spanisch noch sehr lückenhaft, aber so lerne ich am schnellsten. Denn neben einigen Urlaubern und Backpackern, Studenten, organisierten Reisegruppen und Aussteigern kommen- für mich überraschend – viele Einheimische auf einen Wochenend- oder Geburtstagsausflug oder einfach nur zum Essen hierher. 90% der Besucher sprechen Spanisch.

Der Weg hierher war mal wieder abenteuerlich, es war mein erster Tag allein unterwegs.

Los ging es im etwa 350 km entfernten Antigua, nahe der Hauptstadt Guatemala City. Um 4 Uhr fuhr das Shuttle in die Hauptstadt, und von dort ging es pünktlich um 6 Uhr mit der „Linea Dorada“ weiter. Auf halber Strecke umsteigen in einen Bus der „Fuente del Norte“, einem weiteren der vier einheimischen Busunternehmen. Gegen halb eins, sollte es auf direktem Wege nach Poptun gehen. Früh genug, um noch im Hellen anzukommen. Aber nicht in Guatemala, hier ticken die Uhren anders…

Mit einem weiteren Fahrgast steige ich in einen kleinen Bus, um zehn Minuten später an einer Art Rasthof wieder auszusteigen. Der Bus soll getauscht werden, also schnappe ich meinen Rucksack. Als ich den Bus um die Ecke fahren sehe, fällt mir siedend heiß ein, dass mein zweiter Rucksack sich noch darin befindet. Es regnet in Strömen und dem Bus hinterherzurennen hieße, auch das verbleibende Gepäck zurückzulassen. Worst Case: Alles weg… Also entscheide ich mich, zu warten. Und während mir durch den Kopf geht, was sich alles im Rucksack befindet – mein Pass, die Kreditkarte, das Tablet, sämtliche Notfalltelefonnummern, Geld – und ich mir einen Schlachtplan zurechtlege, verstreichen die Minuten. Der Fahrer wollte ja gleich zurückkommen und mein Mitstreiter ist auch noch ganz gelassen.

Nach 10 Minuten gehe ich nervös am Bussteig auf und ab. Weitere 20 Minuten später schaue ich erwartungsvoll bis verzweifelt jedem Gefährt entgegen. Und nach einer halben Stunde bin ich mir sicher, weder meinen Rucksack noch unseren Fahrer jemals wiederzusehen. Irgendwann wird auch mein Mitstreiter nervös, er kann aber auch nichts in Erfahrung bringen. Als ich nach fast eineinhalb Stunden unseren Bus wiedererkenne, keimt ein Hoffnungsschimmer auf. Und tatsächlich, der Fahrer zaubert aus dem Inneren einen Rucksack. Meinen Rucksack! Ich bin ihm unendlich dankbar, denn es fehlt rein gar nichts!

Nach einer halben Stunde steige ich in genau denselben Bus wieder ein, mit dem ich gekommen bin. Diesmal haben wir noch weitere Mitfahrer und alle Plätze sind besetzt. Los geht es aber noch lange nicht und schon bald heißt es, dass wir in 20 Minuten noch einmal den Bus wechseln werden. Was genau der Grund ist, findet niemand heraus. Auch alle spanischsprachigen Insassen sind ratlos. Ich nutze also die Zeit, mich mit ein paar Fahrgästen aus Honduras auszutauschen.

Dann endlich, es ist bereits 15 Uhr, steigen wir in einen riesengroßen Luxusliner um, was anhand der 5 Sterne an der Seitenwand zu vermuten ist. Und wieder hat sich unsere Gruppe auf wundersame Weise vermehrt. Als ich den Busfahrer frage, wann wir denn ungefähr in Poptun sein werden, ranzt er mich an, er würde überhaupt nichts mehr sagen und eine Uhrzeit schon gar nicht. Aber kurz darauf fahren wir tatsächlich los. Es regnet noch immer in Strömen und plötzlich stürzt ein kalter Wasserschwall auf mich und meinen Sitznachbarn herab. Es regnet in unseren Bus rein! Aber das ist uns allen egal, wir wollen nur endlich ankommen. Offensichtlich ist auch die Klimaanlage defekt und so fahren wir bei gemütlichen 27 Grad Richtung Norden.

Als ich ankomme, ist es natürlich schon dunkel. Da es seit 2 Tagen ohne Unterlass regnet, alles ist matschig und meine Schuhe (wer zieht zum Busfahren schon die Wanderschuhe an) innerhalb von Sekunden ruiniert. Es wird zwei Tage dauern, bis es endlich trockener wird und ich die Gelegenheit bekomme, das Grundstück der Finca zu erkunden. Aber eines ist sicher: Es wird sich lohnen!

Spaziergang zum Sonnenuntergang