Vier Wochen lang durfte ich das Leben der Ngöbe-Community in Silico Creek teilen. Als freiwilliger Helfer in Sachen Kakao habe ich schnell Kontakt zu den Familien geknüpft, sie auf ihre Farmen und im täglichen Leben begleitet.
Ob mit Gummistiefeln und Machete zur Ernte oder beim Brotbacken in Großmutters Küche – das Leben auf dem Land ist beschwerlich und die Lebensumstände mögen uns ärmlich erscheinen. Die Menschen in Silico Creek besitzen und bewahren sich jedoch einen ganz anderen Reichtum: Menschlichkeit!
Als ich mit Martín und Angela ins Gespräch komme, rösten sie gerade Kakao. Ja, sie haben auch eine kleine Farm, hauptsächlich um ihre Familie zu versorgen. Martín muss dreimal in der Woche zur Dialyse ins 3 Stunden entfernte Changuinola fahren, dort hat er auch Abnehmer für seine Ware. „Wenn ihr wollt, helfe ich euch auf der Farm.“ Gesagt, getan! Nach etwa 15 minütigem Fußmarsch erreichen wir ein bergiges Grundstück.
„Oh wir ernten gerade Pifá, hast du das schon mal gesehen?“ Habe ich nicht, will ich aber! Mit einem Holzgestell an Armen und Beinen hebelt sich ein Junge gerade die mit spitzen Dornen übersäte Palme hinauf, um die Fruchtdolden mit der Machete abzuschlagen. Die luftige Arbeit ist sicher nicht jedermanns Sache.
Wir ernten Kaffee und ich mache Bekanntschaft mit einer faustgroßen Spinne. Man ist sich nicht einig, ob sie gefährlich ist und sie wird sicherheitshalber zertrampelt. Während wir später vorsichtig Njampi freilegen, um die zarte Knolle nicht beim Entfernen aus dem lehmigen Boden zu zerbrechen, kommt Angelas Mutter angerannt. Sie hat eine giftige Schlange entdeckt, und die Männer ziehen los, um ihr den Garaus zu machen. Dichtes Gestrüpp wird mit der Machete freigehackt, doch alles hilft nichts. Die Schlange hat bereits das Weite gesucht.
„Das hier ist Yucca, gibt es das bei dir zu Hause?“ MIt Bärenkräften zieht die kleine Martin in nur einem Anlauf eine riesige braune Wurzel aus der Erde. „Ich esse sie am liebsten frittiert, das mache ich heute Abend. Komm doch vorbei!“. Bevor wir nach Hause gehen, wird noch eine Staude Bujú geschlagen. Die gesamte Ernte transportieren wir in den typischen geknüpften Beuteln, den Tragegriff am Kopf, den Beutel auf dem Rücken. Mit den Bananenstauen, Yucca und Njampi beladen, trägt Angela wohl die Hälfte ihres eigenen Körpergewichts. Ich trage nur die Kaffeebohnen. Mehr als 5-6 Kilo sind in zweistündiger Arbeit nicht zusammengekommen. Zu Hause angekommen, bekomme ich schon ein kaltes Kakaogetränk in die Hand gedrückt. „Warte, es gibt gleich etwas zu essen!“ Die Tochter bringt mir Reis und Rührei in einer Plastikschale. Dabei lerne ich ein paar Brocken Ngöbe und Angela den Namen unserer Kanzlerin.