Pechsträhne

imageMeine Woche am Lago Atitlán war nicht gerade von Glück gesegnet. Aber es kann ja nicht immer nur eitel Sonnenschein herrschen… 

Erst verliere ich mein Telefon, dann wird meine Kamera von einem Kerl mit Machete geklaut (ja Max, hätte ich dein Geschenk trotz der Transportproblematik nur mitgenommen). So sind bildhafte Erinnerungen an den Sonnenaufgang hoch über dem See, nach Besteigung der „nariz de la india“, an den Marktbesuch in Solola, wo sich die Bewohner der Dörfer rund um den See in ihren vielen verschiedenen Maya-Trachten treffen, oder an die Wanderung zwischen den Dörfern am See, mit fast mediterranem Ambiente und spontanem skinnydip dahin… Und bis zum Erwerb eines neuen technischen Geräts kann ich auch keine Fotos machen.

Ein paar ganz besondere Erinnerungen an den Abstecher nach Santiago de Atitlán habe ich Boris aus Panamá zu verdanken, mit dem ich eine Stadtrundfahrt in Rekordzeit hingelegt habe: „40 Minuten bis das letzte Boot zurückfährt, schaffen wir das?“ Klar – meint der Tuktuk Fahrer, der auch gleichzeitig unser Guide ist und uns in Lichtgeschwindigkeit nicht nur in die Geschichte der Stadt, sondern auch in die Geschichte Guatemalas einweiht.

Los geht’s mit dem Maximón, einem der vielen Volksheiligen. Er ist etwas ganz Besonderes, sein Abbild wird jedes Jahr an einen anderen Ort gebracht und ich erwarte, dass wir eine Kirche aufsuchen. Weit gefehlt, wir finden ihn in einer einfachen Holzhütte, im Hof scharren Hühner im Sand. Eine Holzpuppe mit Zigarre im Mund, drumherum haben es sich Dorfbewohner und ein Schamane gemütlich gemacht. Sie segnen den Heiligen, indem sie sich an den Opfergaben gütlich tun: Essen, Alkohol und Zigaretten.

Dann weiter zum Parque de la Paz, der ein Andenken an dreizehn in der Kriegszeit vom Militär unschuldig ermordeten Mayas der Stadt symbolisiert. Hier wurde auch der Friedensvertrag unterzeichnet.

Von hier geht es zur Kirche, die, so sagt man, 1547 von den Spaniern erbaut wurde. Für mich interessanter: Sie liegt nahe dem Gemüsemarkt, wo sich die besonderen Trachten des Ortes bewundern lassen. Die Männer tragen wadenlange weiße Hosen mit schwarzen Streifen. Ein schwarzes Hemd mit weißen Streifen und Strohhüte. Die Frauen tragen weiße Hupiles mit aufgestickten roten Blüten.

In der letzten Station finden wir eine Dame. Mit 14 Jahren wurde sie auf der 25 Centavo Münze Guatemalas abgebildet, heute ist sie über 60 Jahre alt und steht seitdem für die Kultur der Maya. Sie ist der Stolz der Bewohner und trägt die typische Kopfbedeckung, die leider kaum noch auf den Straßen zu finden ist: Es ist eine Art roter Turban, der aus einem Band, zusammen mit den langen (!) Haaren, um den Kopf gewickelt wird.

Doch jetzt schnell zurück zum Pier! Geschafft – am Ende müssen wir sogar ein paar Minuten warten!

Hier übrigens ein informativer wie unterhaltsamer Beitrag zur Stadt, den ich soeben bei meiner Recherche gefunden habe.

Parque de la paz - Symbol für Krieg und Frieden

Parque de la paz – Symbol für Krieg und Frieden

Älteste Kirche am See

Älteste Kirche am See

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Stolze Maya-Dame am Lago Atitlan

Schamane, Boris, ich (vlnr) und betrunkene Maya (hinten)

Schamane, Maximón, Boris, ich (v.l.n.r.) und betrunkene Maya (hinten)

Warten am Pier, die FIsche beißen nicht...

Warten am Pier, aber die Fische beißen nicht…