Für meine Ankuft im Kakaodorf habe ich mir – versehentlich – einen ganz besonderen Tag ausgesucht. Es ist Kirmes und statt Schießbuden finden hier Wettkämpfe im Reis schälen und Maibaum erklettern statt.
Als ich mit meinem großen Rucksack aus dem Bus steige, erwartet mit ein ungewöhnliches Bild – auf einem zementierten Platz vor der Schule findet gerade ein Volleyballspiel statt. Das habe ich nicht erwartet! Und schon gar nicht das Niveau: Läufersystem, Aufsteiger und 5/1 sind hier keine Fremdwörter. Das Spiel ist rasant, die Einheimischen sind vielleicht nicht besonders groß, aber dafür schnell!
Während ich gespannt das Reiswettschälen verfolge, bestelle ich an einem mit Palmenplättern geschmückten Stand eine Chicha de Maíz, ein Getränk aus fermentiertem Maisbrei und Wasser. Es ist ein wenig mehlig, schmeckt säuerlich und ist herrlich erfrischend. Um die Mittagszeit herrschen hier gerade etwa 35 Grad Celsius. Mit Holzstößeln auf etwas 1 Kilogramm Reis in einem Holzgefäß einstampfend, mühen sich die Männer gerade ab, die weißen Körner von ihrer Schale zu befreien. Immer zwei bilden ein Team. Über eine Lautsprecheranlage wird der Wettkampf euphorisch kommentiert. Wer nach 15 Minuten das weißeste Ergebnis vorweisen kann, gewinnt. Das Ergebnis wird von den zwei erfahrensten Frauen des Dorfes, begleitet von Kopfschüttlen oder wohlwollenden Blicken, festgestellt. Die Gewinner freuen sich über ein paar neue Sporthosen und 10 Dollar. Das ist ein kleines Vermögen hier – zum Vergleich: für ein Abendessen inkl. Getränk werde ich später 2 Dollar zahlen.
Der Hauptpreis wartet jedoch an der Spitze eines eingefetteten Baumstamms, den es zu erklettern gilt. In einem Plastiksäckchen warten etwa 100 Dollar auf das glückliche Gewinnerteam. Die Jungs aus Silico Creek und den umliegenden Dörfern wollen sich die Gelegenheit natürlich icht entgehen lassen und lassen sich auf vom einsetzenden Regen nicht abschrecken. Um den Baumstamm herum bilden sie menschliche Pyramiden, und erproben immer neue Strategien. Sehr zur Freude der umstehenden Besucher, die johlend und klatschend die erfolglosen Bemühungen verfolgen und eine unglaubliche Schadenfreude an den Tag legen, wenn die Jungs aufs neue wie ein Kartenhaus ineinander zusammenfallen. Die Dunkelheit setzt ein und die kleine blaue, prall gefüllte Tüte baumelt immer noch in luftiger Höhe.
Wer von dem arbeits- und erlebnisreichen Tagen noch nicht erschöpft ist, spielt abends noch eine Runde Bingo. Für einen Dollar Einsatz bin ich dabei, folge den ausgerufenen Nummern und lege Maiskörner auf vergilbte Zahlenkarten.