
Caribbean
Livingston ist bekannt für die Garifuna. Um die Lebensweise dieser Bevölkerungsgruppe Guatemalas kennenzulernen, heißt es seine Komfortzone zu verlassen. Keine Angst vor schrägen Typen mit verrückten Rasta-Frisuren und Mützen und ihren seltsam rauchigen, durchdringenden Stimmen, die die Straße entlangschlendern!
Wer nur auf den Hauptstraßen der Stadt wandelt, wird die für Touristen bestimmten Marktstände mit den typischen Souvenirallerlei entdecken. Für einen tieferen Einblick muss man nur der Straße zum Strand im hinteren Teil des Ortes folgen, von dort aus findet man leicht seinen Weg in das Garifuna-Viertel. Und wer Glück hat auf eine gastfreundliche Familie zu treffen, wird zu gegrilltem Leguan und Guifitti eingeladen.
Besonders am Wochenende lohnt es sich, abends das Hostel zu verlassen und sich von den Garifuna-Vibes treiben zu lassen. Am Strand findet sich eine Vielzahl von Bars, in denen die Locals (allerdings nicht vor 23 Uhr!) feiern. Hier gibt es auch den typischen Guifitty, einen mit zahlreichen Kräutern versetzten Rum!
Als ich mich entscheide, zu Fuß zu den „Siete Altares“, Wasserfällen etwas außerhalb von Livingston, zu gehen, habe ich Glück und treffe auf Philipp („Like Philipp Lahm, haha!“), der schon etliche Male mit seiner Garifuna-Band in Deutschland war. Er hat graue Rastas, darüber eine bunte Mütze, trägt knielange Hosen, in denen dünne Beinchen in Flips-Flops stecken, und ein schlabberiges, etwas abgerissenes Shirt. So kommt er dahergeschlurft und schon bald führt er mich mitten durch das Garifuna-Viertel. Hier stehen kleine Holzhütten auf unumzäunten Gebieten. Die Gemeinschaft ist stark, jeder hilft jedem, da braucht es keine Abgrenzungen. Hühner und Schweine laufen überall frei herum. Am Strand eine im Bau befindliche Schule, die Regierung hat nicht genug Geld zur Verfügung gestellt. Und direkt nebenan beginnt der undurchdringliche Tropenwald. „This is my beautiful village. Only the jungle and the sea. In Germany they live behind their computers and TVs, always working, not enjoying. I love my place, peaceful, quiet, no hurry“, erzählt Philipp mit seiner rauchigen Stimme gefolgt von dem typisch rauchigen, lauten Karibikgelächter. „Hahaha“! So vergeht die Zeit, mein geplantes Frühstück wird zum Mittagessen, es gibt gegrilltes Hühnchen mit Rice & Beans in einem Garifuna-Restaurant.
Frisch gestärkt mache ich mich also auf zu meinem eigentlichen Ziel, doch ich bleibe nicht lange allein. Ich treffe auf Pajulo, der mit dem Fahrrad unterwegs ist und aus einem „How are you“ wird ein Gespräch mit einigen gechillten und „bewusstseinserweiternden Stops“ bei seinen Bekannten und Verwandten. Ich bekomme Geleit den Strand entlang bis zu den Wasserfällen, die zwar nur in einem kleinen Rinnsal die kaskadenförmigen Becken herunterfließen, aber malerisch inmitten üppiger Natur liegen. Ganz oben bietet ein Pool willkommene Abkühlung. Was will man mehr? Ach so, natürlich Baden im Atlantik! Auch das ist drin, etwas weiter vom Stadtzentrum entfernt finden sich durchaus geeignete und saubere Strandabschnitte.
(Achtung übrigens vor herunterfallenden Kokosnüssen, die eine enstzunehmende Gefahr für Leib und Leben darstellen. Das ist kein Witz!)
Auf dem Rückweg bleiben meine Augen an einem kleinen Straßenstand hängen. Eigentlich trifft es das Wort „Stand“ nicht ganz, denn er besteht nur aus einem Tischen, an dem zwei Frauen sitzen. Sie verkaufen selbstgebackenes Brot. Wie sich herausstellt, handelt es sich um Kokosbrot, das es ungesüßt oder auch mit Zucker und Rosinen gibt. Außerdem entscheide ich mich für Ingwerbrot, eine Art karibischer Lebkuchen, und noch warmes Bananenbrot. Letzteres ist so gut, dass ich noch einmal zurückgehe um ein weiteres Stück zu ergattern. Das Rezept wollen mir die beiden Ladys jedoch nicht verraten…
(Bei meiner Internet-Recherche nach dem Rezept bin ich übrigens auf diese Garifuna-Rezepte aus Honduras gestoßen, aber vielleicht finde ich auf meiner Weiterreise das Rezept noch heraus!)
Weiter geht’s es zum Immigration Office, hier erhalte ich heute schon meinen Ausreisestempel für morgen. Dabei habe ich noch nichtmal ein Bootsticket. Das kann ich morgen direkt am Dock erwerben. Irgendwie witzig. Was wenn ich morgen nicht nach Belize fahre?!
Zum Abendessen gibt es „Tapado“ – reichhaltig, preiswert und inklusive Essanleitung bei Gaby´s. Direkt nebenan bringen die Fischer ihren Fang an Land, der sofort zerlegt, verkauft oder gesalzen und getrocknet wird.
Ich übernachte in einem Backpacker-Hostel, dem „Casa de la Iguana“. Wer andere Traveller treffen möchte – zum Beispiel für die Weiterreise nach Belize – und Parties mag, ist hier goldrichtig. Es werden diverse Touren angeboten und auf der luftigen Veranda genießt man günstige Drinks in chilligen Hängematten. Lange, feuchtfröhliche Nächte sind hier garantiert. Wohl bekomm´s!

Garifuna Barbecue

Baseball mit Pajulo am Strand, Mandeln geben gute Bälle ab

Reiche Ausbeute

Siete Altares

Für Unterhaltung ist bestens gesorgt im „Casa de la Iguana“
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