Dass Weihnachten in diesem Jahr anders würde, war mir ja von Anfang an klar. Strahlend blauer Himmel, die Sonne kennt keine Gnade und ich halte es bereits um 10 Uhr vor Hitze kaum noch aus. Pünktlich zu Weihnachten scheint die Regenzeit ein Ende gefunden zu haben.
Heilig Abend, auf Spanisch „Nochebuena“, ist auch in Guatemala ein Familienfest, das man im Kreise seiner Lieben verbringt. So verläuft der Tag auf der Finca entspannt, am Abend erwartet uns ein grandioses Buffet mit Truthahn und Cranberries, Pumpkin Pie und Pekannusskuchen.
Damit wollen wir uns aber nicht zufrieden geben. Also brechen wir zu dritt auf, um tanzen zu gehen. Die Disco macht auf jeden Fall heute auf – wurde uns versichert. Mit dem Taxi geht es in die „Calera“, dem angesagten Open-Air Tanzclub in Poptun. Es ist halb elf und damit sind wir wohl ein bisschen früh dran… Die Tür ist verschlossen, alles dunkel. Was also tun? Vor Ort warten? Kommt nicht in Frage. Zurückfahren auch nicht. Also ziehen wir uns zurück. Eine Tankstelle ist die Örtlichkeit unserer Wahl, den Aufenthalt versüßt uns eine Sprite mit Wodka – wenn man so will – das Alkopop Guatemalas…
Durch Zufall haben wir den besten Platz gewählt, um das mitternächtliche Feuerwerk zu genießen. Ganz Poptun ist auf den Beinen, zündet Rakete um Rakete und böllert was das Zeug hält. Und wir haben einen tollen Rundumblick.
Danach wagen wir einen erneuten Anlauf in die „Calera“. Auch jetzt ist alles dunkel, kein Mensch weit und breit in Sicht. Doch das Tor ist offen und wir betreten als erste die menschenleere Tanzfläche. Und… es ist noch niemand da, der den Eintritt kassieren könnte. Nach uns trudeln langsam die DJs und das Barpersonal ein. Niemand scheint verwundert, dass wir uns an einem der Tische bereits häuslich eingerichtet haben.
Gegen eins dröhnt die Musik durch die Nacht. Das guatemaltekische Jungvolk hat sich vom trauten Heim verabschiedet, um das Tanzbein zu schwingen. Die Tanzfläche ist rappelvoll, es wird getanzt was das Zeug hält: Bachata, Reggaeton, Merengue, Salsa und Latino-Pop.
Als wir gegen halb vier erschöpft in die Finca zurückkehren, muss ich feststellen, dass mein Zimmerschlüssel im Büro eingeschlossen ist. Also lege ich kurzerhand eine akrobatische Einlage hin und klettere durch eine Luke über den Bürotisch im Innenraum, um mir das Objekt der Begierde zu angeln.
Was für eine Nacht, frohe Weihnachten!