Zwei geplatzte Reifen und Starthilfe von 15 Polizisten – man muss sich auch mal was gönnen!
Zu fünft starten wir unseren Ausflug ins 100 km entfernte Flores. Statt mit dem Minibus fahren wir diesmal mit dem Auto. Wir, das sind Aldo, Paty und Emma aus Guatemala, Vanessa aus Quebec und ich. Gerade freuen wir uns noch über den Fahrtwind und die wunderschöne Landschaft, plötzlich ein Knall und wir eiern mit schlackernden Rädern an den Straßenrand.
Wir sind mitten im Nirgendwo, die letzte Ortschaft haben wir meilenweit hinter uns gelassen. Aber kein Problem, selbst ist die Frau. Vanessa hat zwei Ersatzreifen, und in rasender Geschwindigkeit hat sie einen davon hervorgeholt, den Wagenheber angesetzt und die Radmuttern gelöst. Ich freue mich auf einen schnellen Reifenwechsel! Doch da habe ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Das Rad lässt sich nicht entfernen, es bewegt sich keinen Millimeter. Trotz aller Bemühungen, Vanessa hat sogar einen Hammer dabei, haben wir keine Chance.
Mitten aus dem Nirgendwo tauchen plötzlich zwei junge Männer auf, die auf dem angerenzenden Grundstück wohnen und durch unseren meilenweit schallenden Krach aus ihrer Mittagsruhe gerissen wurden. Nachdem sie sich vergewissert haben, dass wir tatsächlich Hilfe brauchen und keine Panne zwecks Raubüberfall fingieren, helfen sie uns. Aber auch ein neuer Wagenheber und Wasser zum Schlammlösen nützen nichts. Wir geben auf. Aber was tun? Einen Abschleppdienst gibt es nicht, wir können so keinen Meter fahren und wenn wir das Auto stehenlassen, sehen wir es niemals wieder…
Ein dritter Mann nähert sich uns, begutachtet die Misere fachmännisch und beschließt, dass wir doch noch eine Chance haben. Er holt einen Holzbalken, mit dem nun alle abwechselnd aus verschiedenen Richtungen das Rad malträtieren. Aufgeben gibt es nicht! Und tatsächlich, nach endlosen Bemühungen eine erste kaum wahrnehmbare Bewegung und nach etwa einer Stunde ist es geschafft!!
Nachdem wir uns mit Lobes- und Dankeshymnen, Umarmungen und der Spende unserer mitgebrachten Sandwiches und Zimtrollen bedankt haben, treten wir frohgemut die Weiterfahrt an. Doch nun springt der Wagen nicht an. Während ich noch denke „So ein Scheiß“, fährt ein Polizeitruck an uns vorbei. Vanessa stoppt ihn geistesgegenwärtig und winkt mit Starthilfekabeln, die sie – ich weiß nicht woher – hervorgezaubert hat. In Nullkommanix sind wir umzingelt von Uniformierten (und Uniformiertinnen), die in den Motorraum gucken und unter Gelächter die Kabel anklemmen. Da haben wir aber mal Schwein gehabt. Und was soll jetzt noch passieren?
Keine 20 km später ein altbekanntes Geräusch. Das gibts doch nicht – Platten Nummer zwei!! Für die restlichen 100 km muss das Reserverad herhalten, aber wir fahren sowieso kaum schneller als 60hm/h. Dennoch müssen wir ab jetzt zittern, denn noch einen Platten können wir uns nicht leisten, ein weiteres Ersatzrad haben wir nicht!