Zu allererst sei gesagt: Ich habe meine Lektion gelernt. Frage niemals einen Hauptstädter nach öffentlichen Verkehrsmitteln. Auch hier gibt es Befindlichkeiten und Städter sind nicht gerade hart im Nehmen. „Zu den Wasserfällen? Ja, da kommt man bestimmt hin, aber das dauert eine Ewigkeit, die Straße ist schlecht, man muss umsteigen und sicher fährt nur alle 3 oder vier Stunden ein Bus…“
Aber kein Ort in Guatemala, den man nicht per Bus erreichen kann, seien Straßen oder Wetterverhältnisse noch so schlecht. Fast wären mir ein wunderbarer Tag und ein unvergesslicher Ort entgangen!
Unerschrocken geht es also direkt nach dem Frühstück zu Fuß zur Busstation in Poptún und dann ab in den Bus. Umsteigen klappt problemlos und auch die Straße ist nur halb so schlimm wie erwartet. Unser Busfahrer – ich bezweifle, dass er bereits 18 Jahre alt ist – macht seinen Job ganz exzellent und manövriert uns sicher um und wenn es sein muss auch durch alle Schlaglöcher. Wir fahren mitten durch den Petén, ich habe hier Wald und üppige Vegetation erwartet. Doch hier dominiert die Landwirtschaft, die sanft geschwungenen Hügel scheinen wie kahlgeschoren. Nur an wenigen Stellen ist die ursprüngliche Vegetation erhalten geblieben und man bekommt einen Eindruck, wie die Maya-Welt wohl früher ausgesehen hat.
Als wir am Eingang zu den Wasserfällen aussteigen, werden wir schon freundlich begrüßt. In der einen Hand ein frisch gerupftes Huhn, kassiert eine Frau den Eintritt und erklärt uns den Weg. Nach nur fünfminütigem Fußmarsch hören wir das Rauschen des Wassers, und verbringen den Nachmittag mit nur einer Hand voll weiteren Besuchern am wunderschönen und idyllischen Wasserfall des Rio Mopán.
Während wir später am Eingang auf den Bus warten, kommen wir mit den Besitzern dieses herrlichen Fleckchens Erde ins Gespräch. Bei einem Erfrischungsgetränk – „Jamaica“, ein im ganzen Land beliebter, fruchtig-süßer Hibiskusblütentee – tauschen wir uns über Herkunft und Familie aus und erfahren wir einiges über Rinderzucht. Rindfleisch ist hier in den letzten Jahren relativ teuer geworden, weshalb es sich lohnt die Jungtiere in anderen Ländern günstiger zu kaufen, nach Guatemala zu transportieren und dann ein paar Monate aufzupäppeln.
Die Rückfahrt gestaltet sich mal wieder recht guatemaltekisch. Als wir in den Bus steigen, ist dieser schon voll. Aber nur auf den ersten Blick. Es tun sich ungeahnte Plätze auf, und man sitzt, wo eigentlich keine Sitze sind. Ich finde mich auf der Lücke zwischen zwei Sitzbänken wieder und bin endlich mal froh über mein breites Becken. So kann ich nämlich nicht auf den Boden durchrutschen und die nächsten 50 Minuten Buckelpiste gestalten sich angenehmer, als es den Anschein haben mag.
How to get there:
Halfway between Flores and Poptún get out of the bus at „Cruz de Sabanetas“. Then jump onto the bus heading Melchior. It will last approximately 50 minutes, the drivers know where you have to get out. At the Finca you will pay the entrance of 10 Q., then follow the way for 10 minutes until the waterfall shows up. Enjoy!