Die Busse in Zentralamerika sind nicht selten überfüllt und so gleichen die Fahrten bisweilen einem Überlebenskampf. Heute bat mein guterzogener Begleiter Tim einer älteren Dame seinen Sitzplatz an. Was dann passierte, machte uns beide sprachlos…
Noch während Tim sich von einem Platz erhebt, schiebt sich eine junge Frau, mit dem Po voran, auf den freiwerdenden Sitz. Die ältere Dame versucht noch, sich ihren rechtmäßigen Platz zu erkämpfen, indem sie sich ihrerseits in den Sitz zwängt und die Dame am Ärmel zupft, aber sie hat keine Chance gegen die Dreistigkeit in Person. Wer zuerst kommt mahlt zuerst in diesem Land. Nun sind sowohl Tim als auch die ältere Dame ihrer Sitzplätze beraubt. Wir guterzogenen Deutschen tauschen schockierte Blicke aus und ich weise die nun Sitzende darauf hin, dass der Platz nicht für sie freigemacht wurde. Aber die reagiert nicht einmal und schaut nur stur geradeaus.
Mir ist schon früher beim Busfahren aufgefallen, dass es hier keine Benimm-Regeln gibt.
Respekt gegenüber Älteren, Schwangeren, Frauen mit Kindern? Dem potenziellen Sitznachbarn die Kletterpartie zum freien Fenstersitzplatz erleichtern? Hilfe beim Gepäck verstauen auf der oberen Ablage? Oder einfach nur in die Gangmitte durchtreten, damit sich die Neuzugestiegenen nicht mit allem Gepäck dorthin durchquetschen müssen?
Fehlanzeige! Hier ist sich jeder selbst der Nächste…
Fast! Denn natürlich gibt es immer Ausnahmen und ich selbst habe schon viele nette Bekanntschaften im Bus geschlossen und nette Gesten empfangen. Auf jeden Fall heißt es, mit gutem Beispiel voranzugehen!