Rio Cangrejal: Vom Paradies in die Hölle?

Erfrischende Flussidylle

Erfrischende Flussidylle

Eben habe ich mich noch in der Sonne am Strand geaalt, aber das ist auf Dauer ja auch langweilig. Man will dem Auge ja Abwechslung gönnen, also geht es wieder ans Festland. Keine 30 Minuten Autofahrt vom Fähranleger entfernt, finde ich mich am Rio Cangrejal wieder. Mit atemberaubendem Blick auf das mit riesigen Steinen gespickte Flussbett, direkt auf den Nationalpark, ist von Hölle noch nichts zu spüren. Nicht einmal Moskitos gibt es hier, was will man mehr?! 

In einem Gebiet von 80 auf 80 Quadratkilometer findet man hier in 7 verschiedene Vegetationszonen, erzählt mir Oscar, der Besitzer meines Hostels. Er würde gerne eine Forschungsstation aufbauen, die umgebenden Nationalparks bieten eine optimale Basis für die Erkundung unberührter Natur. Einen kleinen Eindruck bekommen wir auf unserer 4-stündigen Wanderung durch den Pico Bonito National Park, der uns durch dichte Vegetation zu einem 60 Meter hohen Wasserfall führt. Hier können wir uns schon mal an die Materie gewöhnen, denn morgen geht es zum Rafting!

Um 7.30 Uhr werden wir geweckt, wollt ihr heute Vormittag die Tour machen? In 20 Minuten geht es los! Gesagt, getan – Müßiggang wollen wir uns ganz gewiss nicht nachsagen lassen! Unser Guide Juan stattet uns mit Schwimmwesten, Helmen und Padel aus. Er kümmert sich um das 80 kg schwere Boot, das er alleine die steile, steinige Uferböschung zur Einstiegsstelle hinunterschleppt! Am Wasser angekommen, erklärt er uns, dass wir aufgrund des niedrigen Wasserstands nur eine Teilstrecke mit dem Boot zurücklegen können. Aber zum Ausgleich gibt es Canyoning im Fluss! Das wird mein wahrgewordener Alptraum!!!

So machen es die Profis.

So machen es die Profis.

Gestern hat mich Nick auf der Wanderung noch ausgelacht, weil ich auf ebener Strecke ständig gestolpert bin. Auf Utila habe ich es geschafft, aus der Hängematte zu fallen, kurz nachdem ich das Angebot, auf der Slackline herumzuturnen, mit Hinweis auf meine Tolpatschigkeit abgelehnt habe. Und nun soll ich auf glischtischigen Felsbrocken herumklettern? Aber das ist ja noch nicht alles. Los geht es mit einem Sprung ins eiskalte Wasser – aus 2 Metern Höhe. Wem das nicht viel vorkommt, der soll sich mal in die Lage einer Person mit Höhenangst hineinversetzen. Nein, ich wage mich zwar bis an die Felskante aber ein Sprung ist trotz mehrfachen Anlaufs, großem Fluchen und einem Anflug von Peinlichkeit nicht drin. Als wir dann durch eine Flutwelle um einen Stein herum tauchen sollen, kommen mir ja fast die Tränen. Selbst unser vor Kraft strotzender Guide braucht zwei Anläufe hierfür. Diesmal bin ich aber nicht die Einzige, die kapituliert. Alle werden wir mittels eines Seils durch die Stromschnlle gezogen, um uns dann, gleich einem Walross, auf einem rutschigen Stein Halt suchend, an Land zu ziehen. Nee also wirklich, so hab ich mir das nicht vorgestellt. Ich wollte doch nur gemütlich in einem Boot sitzen und ein bisschen das Paddel schwingen!!

Ich Trau mich was...

Ich trau mich was!

Aber es hilft nichts, ich bin ja schließlich keine Heulsuse. Fokussiert und hochkonzentriert schwinge ich mich im Dreipunktsystem auf, über und zwischen Felsbrocken hindurch. Und dann steht der nächste Sprung an. Diesmal kann ich mich mit einem Meter Höhe herantasten und ich todesmutig stürze ich mich in die Fluten. War eigentlich gar nicht so schlimm und ich würde am liebsten zurückgehen, um den ersten Sprung nachzuholen. Aber das ist nicht nötig, auf uns warten noch ein paar weitere Abenteuer… Zum Abschluss können wir zum Boot zurück“floaten“ und lassen uns von unseren Schwimmwesten durch die Strömung und Stromschnellen tragen. Eine entspannende Belohnung für die Mühen!

Paddelprobe

Paddelprobe

Bevor es zum Rafting geht, bekommen wir noch eine Einweisung. Die Kommandos lauten: Forward, Backward, Left back, Right back und „on the bottom“. Letztes soll verhindern, dass wir während der Manöver aus dem Boot fallen. Sollte das doch passieren, muss man natürlich vorbereitet sein und wir üben anhand eines „Frau-über Bord“-Szenarios. Ratet, wer die einzige Frau ist?

Die Herausforderung immer im Blick1

Die Herausforderung immer im Blick1

Doch genug Spirenzchen, jetzt geht es richtig los und zwar mit einer Stromschnelle der Stufe eins, direkt gefolgt von Stufe vier. Das Wort „Drop“ lässt mich aufhorchen, wir werden eine Stufe runterfahren, sowas wie einen Wasserfall?! Ja genauso sieht es aus, und in diesem Fall sitzt man doch lieber im Boot und nicht außen auf dem Rand… Also paddeln wir was das Zeug hält, vorwärts, rückwärts, beide Seiten unterschiedlich, drehen und im Kreis, fahren rückwärts, rutschen ins Boot und hieven uns wieder zurück in Paddelposition.

Teamwork!!

Teamwork!!

Paddels Up feiern wir die gemeisterte Herausforderung. Es macht einen Riesenspaß und zum Glück geht niemand über Bord. Zum krönenden Abschluss folgt ein Sprung aus 10 Metern Höhe, direkt vor dem Hostel. Den können wir jetzt so oft wiederholen, wie wir wollen, denn wir sind am Ende der Tour. Alle haben überlebt und ich will mein Glück lieber nicht überstrapazieren. Zugucken macht ja auch Spaß!