Auf geht´s zum höchsten Punkt Zentralamerikas! 4200 Meter hoch ist der Vulkan Tajumulco, der Aufstieg beginnt auf 3000 Metern im kleinen Dörfchen Tuichán. An einem Samstag um halb vier Uhr morgens reißt mich der Wecker aus dem Schlaf. Wir treffen uns bei den Quetzaltrekkers, um die letzten Vorbereitungen vor der Abfahrt zu treffen. Einen Abend zuvor haben wir bereits eine Einweisung und die Ausrüstung erhalten. Wir marschieren mit vollem Gepäck, jeder trägt Schlafsack, Isomatte, 5 Liter Wasser, seine persönliche Habe und warme Klamotten für die Nacht. Essen, Zelte und anderes Campingutensil wird brüderlich aufgeteilt und so enden wir mit wohl 15 kg Gepäck auf dem Rücken in einem Pickup, der uns zum Busterminal bringt. Von Quetzaltenango aus fahren wir mit dem Chicken Bus nach San Marcos. Die Fahrt beginnt gemütlich und ich schlafe ein, als ich aufwache, ist der Bus gerappelt voll. Nach einem typischen Frühstück im Mercado geht es noch einmal eine Stunde weiter, bevor wir aussteigen und uns auf 3000 Metern Höhe für den Aufstieg präparieren. Die Luft ist angenehm kühl hier oben, doch die Sonne brennt erbarmungslos auf uns herab.
Frohen Mutes marschieren wir gegen 10 Uhr morgens los. Bereits nach wenigen Metern haben wir unser Ziel vor Augen und bestaunen die Spitze des Vulkans. Von der kleinen Anhöhe darunter werden wir den Sonnenuntergang bestaunen und in der Senke dazwischen liegt das Basecamp, wo wir in der Nacht unsere Zelte aufschlagen werden.
Nach einer Stunde verwandelt sich der breite Sandweg in einen schmalen Trail, mal flacher, mal steiler. Wir wandern, klettern über Stock und Stein und machen glücklicherweise regelmäßige Pausen, um uns mit Bonbons oder Nüssen zu stärken. Gegen 14 Uhr machen wir unsere letzte Pause mit Blick auf den aktiven Vulkan Guido, der uns leider nicht die Freude eines Ausbruchs beschert. Bei Guacalmole, Frijoles, Nachos, Brot und Gemüseschnitzen genießen wir die grandiose Aussicht, bevor wir mit bereits schweren Beinen den vorerst letzten Abschnitt in Angriff nehmen. Dass die Luft immer dünner wird, macht die Sache nicht besser. Langsam, langsam geht es Schritt für Schritt aufwärts. Wir werden von einer Gruppe Japaner überholt, die in ihrer hellen, sehr sauberen Wanderkleidung leichten Fußes an uns vorbeimarschieren. Wie geht das denn bitteschön?! Wir sind von einer grauen Staubschicht bedeckt, die besonders gut auf dem Schweiß auf unserer Haut haften bleibt.
Gegen 16 Uhr kommen wir schließlich im Basecamp auf 4000 Meter an. Ein paar Zelte sind bereits aufgeschlagen und es findet sich auch des Rätsels Lösung, die japanische Reisegruppe hat ungefähr ein Dutzend Guatemalteken und drei Mulis engagiert, die für den nötigen Komfort sorgen! Aber auch ein paar einheimische Jugendliche haben den Aufstieg am Wochenende gewagt, sie campieren neben uns. Das wird eine kurze Nacht, denn diese Art von Ausflügen scheint international gleich abzulaufen: Lagerfeuer, Musik und Alkohol. Die Jungs und Mädels haben jede Menge Spaß. Bevor wir um vier Uhr Morgens unsere Schlafsäcke schnappen, um die letzten 200 Höhenmeter zurückzulegen, bleiben uns wenigstens 2 Stunden Schlaf. Theoretisch… Es ist allerdings bitterkalt und trotz guter Ausrüstung verhindert dies eine komfortable Nachtruhe.
Das Motto des morgendlichen Aufstiegs lautet: Schwitzen ist auf jeden Fall zu vermeiden! Denn auf der Spitze ist es nicht nur dunkel und kalt, sondern auch windig. Da will man gewiss keine nassen Klamotten haben. Aber das ist leichter gesagt als getan!
Einen Stein als Windschutz, den Schlafsack bis obenhin zugeschnürt, liegen wir nun da und warten auf die Sonne. Die lässt sich auch nicht lumpen, die Mühen haben sich gelohnt! Wow!