Jetzt bin ich seit 3 Wochen in Honduras und manch einer mag sich fragen, was ich hier den lieben langen Tag treibe. Aber von Rumgammeln keine Spur – tatsächlich habe ich kaum Zeit, mich bei meinen Lieben in der Heimat zu melden… Wie immer habe ich hier so schnell Familienanschluss gefunden, dass meine Tage schneller mit Aktivitäten gefüllt waren, als ich gucken konnte. Angefangen hat alles mit einem Besuch bei Oma… 

Gemeinschaftsarbeit

Eigentlich war ich nach Copán Ruinas gekommen, um mehr über Kakao und tropische Nutzpflanzen zu lernen. Der Ort meiner Wahl, der wunderbare Tea & Chocolate Place, braucht allerdings im Moment keine Helfer. Schade, aber kein Weltuntergang! Ich bin bei meinen Bekannten untergekommen, die ich auf meiner letzten Reise kennen und schätzen gelernt habe. Hier im Hotel Don Moisés nehmen mich Amada und José Luis mit offenen Armen auf. Ich habe bereits im Vorfeld angekündigt, dass ich Kakaobohnen aus Nicaragua im Gepäck habe und so hat José bereits einen „Termin“ bei seiner Oma ausgemacht, zum Kakaobohnen mahlen. Sie hat sogar eine traditionelle Metate, einen Mahlstein. Den macht José aber, bevor jemand einschreiten kann, unbrauchbar für unsere Zwecke. Er befeuchtet den Stein, dabei wollen wir doch trocken mahlen und Oma hat den Stein extra geputzt und vormittags in der Sonne trocknen lassen… Die rüstige alte Dame nimmt mich sofort in Beschlag und ich weiß nach wenigen Augenblicken, ich werde einen nicht unbeträchtlichen Teil meiner Zeit mit ihr verbringen.

Oma kocht frische Sojamilch

Heute ist es Kakao, morgen will sie mir zeigen, wie man Sojamilch macht, irgendwann werden wir zusammen kochen und manchmal werde ich einfach nur vorbeikommen, um ein bisschen zu schwatzen und mir gute Ratschläge abzuholen. „Du warst gestern tanzen, hm!“ Woher sie das nun wieder weiß? Es ist gerade 9 Uhr morgens… „Und du hast mit Flaco getanzt! Mit dem nicht, sage ich dir, hm! Der ist nicht gut für dich, das nächste Mal lässt du dich nur mit Burschen ein, die dir José empfiehlt, hm! Und geh nicht allein zum Fluss hörst du? Und auch nicht mit Leuten, die du nicht kennst, und ja nicht mit diesem Flaco, hm!“ Ja, es ist immer gut, wenn man einen Insider kennt!

Echter Superheld, Batman kann auch kochen!

Nebenan wohnt auch die Tochter, die mich fragt, ob ich Pizza machen kann. „Klar!“ antworte ich, ohne vorher nachzudenken und nicht ahnend, dass sie die Gelegenheit, vom vermeintlichen Profi zu lernen, sofort nutzt. Ein paar Tage später – ich habe mir das Rezept für einen guten italienischen Pizzateig schnell mal aus Deutschland schicken lassen – kneten wir also in der Küche gemeinsam Pizzateig. Das Ergebnis kommt bei der gesamten Familie so gut an, dass wir den Spaß zwei Tage später im Hotel noch einmal wiederholen.
Die Gelegenheit eine Küche mit Ofen zu haben nutze ich auch dazu, meine gesammelten Kakao-Rezepte auf Praxistauglichkeit zu prüfen. Brownies, Cookies, Milkshakes und Schokopralinen teste ich, damit ich im Oktober vorbereitet in mein Kakao-Projekt in Nicaragua starten kann!

Außerdem will ich ein Tuktuk kaufen, zum Reisen. Der vom Laden an der Ecke verkauft gerade seins. Ich befrage alle möglichen Leute, was ich zu beachten habe. Wie schnell fährt so ein Ding, wieviel passt in den Tank, kann ich damit über die Grenze? Was passiert bei der Ausreise? Welche Papiere brauche ich, wo melde ich das Vehikel an, wer kann es sich mal von innen anschauen? Oder will ich gar ein neues kaufen? Ich gehe sogar zur Polizei, wo man mir anbietet, die Papiere auf Legalität zu checken. Doch noch bevor ich zur Tat schreiten kann, ist das Tuktuk an jemand anderen verkauft. Schade, aber sicher gibt es eine neue Gelegenheit.

Wichtige Aufgaben!

Eines Morgens, es ist gerade sieben Uhr, klopft es an meiner Tür. „Susan, hier sind die Schlüssel und ein bisschen Wechselgeld, wir fahren für ein paar Tage nach Tegucigalpa!“ Die Ankündigung hatte ich wohl in einem Nebensatz ein paar Tage vorher gehört, aber für einen Scherz gehalten. Offensichtlich war es das nicht. So bin ich dann für 4 Tage Chef vom Ganzen und kümmere mich um Check-Ins, beantworte Fragen rund um Aktivitäten, organisiere Shuttles und gieße die Blumen. Die Gelegenheit nutze ich auch gleich, um den Hostel-Auftritt in den Buchungsportalen zu optimieren.

Ergebnis der Kreativität

Nebenbei widme ich mich außerdem meinem persönlichen Projekt, ich habe auf der Terasse eine Bank entdeckt, die ich verschönern darf. Und natürlich will ich meine in Panamá erworbenen Schnitzkünste endlich auf die Probe stellen und weiter verfeinern. Ideen für Motive sind schnell gesammelt, natürlich muss eine Verbindung zu den Maya her. Was ist die Hieroglyphe für Kakao? Ach, es gibt eine Hieroglyphe für Copán?! Und der Geburtstag von José Luis? Im Maya-Kalender ist schnell das passende Symbol für sein „Nahual„, eine Art Maya-Sternzeichen, gefunden. So verbringe ich meine Zeit schnitzend, gehe zum Markt, um meine Werkzeuge schleifen zu lassen, kaufe im Handwerkerbedarf passenden Firnis und Pinsel, suche Stoffe für den Sitzbezug und Kissen und bringe sie zum „Mann, der eine Nähmaschine hat“. Bei der Gelegenheit beschließe ich auch, noch eine weitere Sitzgelegenheit für die wunderschöne Dachterrasse zu schaffen. Schaumstoff, Kissen, Stoffe, Schneider… So laufe ich unzählige Male durch das kleine Örtchen für meine Erledigungen.

Immer wieder donnerstags

Und natürlich sind da noch die zahlreichen Treffen mit Freunden und Familie! Sonntags ist Familientag, Grillen, Baden im Pool oder einfach nur gemeinsam sitzen und schwatzen. Am dritten Sonntag ist wieder ein anderer Teil der Familie dran, den ich bis dahin noch nicht kennengelernt hatte.

Typisches Grillbuffet

Eines Donnerstags gerate ich aus Versehen in das wöchentliche Treffen Amadas mit ihren Freundinnen. Ich werde eingeladen mit ihnen auf der Terasse zu grillen und herzlich aufgenommen. Wir quatschen ungezwungen und tanzen in den Abend. Für die kommende Woche bin ich wieder eingeladen und diesen Donnerstag bin ich die Gastgeberin. Leider für meine Abschiedsparty…

Alles niedergeschrieben, bin ich nun selbst überrascht, was ich alles erlebt habe. Drei Wochen vergehen wie im Flug!!