Toledo District: Wo der Pfeffer wächst

Ich besuche eine Gewürzplantage in Belize

Ich besuche eine Gewürzplantage in Belize

Ich komme aus dem Lernen nicht raus, heute geht es auf eine Gewürzplantage in Golden Stream. Angebaut werden hier Kardamom, Pfeffer, Vanille, Muskat, Piment und Zimt. Außerdem gehört eine Orangenplantage zum Grundstück und es findet sich eine Vielzahl von anderen Pflanzen, wie zum Beispiel Kaffee, Jackfruit und Tamarinden sowie unterschiedlichste Arten von Palmen, Helikonien und Bougainvilleen.

 

Pfeffer

Aus diesen Körnern stammen grüner, schwarzer und weißer Pfeffer

Aus diesen Körnern stammen grüner, schwarzer und weißer Pfeffer

Eine zierliche Pflanze rankt an Kokospalmen hoch, und versteckt hinter dunkelgrünen Blättern reifen Pfefferkörner in kleinen Dolden heran. Die Herstellung von grünem, weißem und schwarzem Pfeffer erfolgt aus den Früchten ein und derselben Pflanze, lediglich der Erntezeitpunkt und die anschließende Verarbeitung unterscheiden sich.
Der grüne Pfeffer wird geerntet, solange die Körner grün und noch unreif sind. Sie lassen sich dann zwischen den Fingern zerdrücken. In einem Salz- oder Essigsud eingekocht, halten sie sich dann lange Zeit.
Schwarzer Pfeffer wird ebenfalls unreif geerntet, allerdings erst wenn die Körner steinhart sind. Durch das Trocknen verändert er seine Farbe und wird schwarz.
Für die Herstellung von weißem Pfeffer werden die Beeren in reifem Zustand geerntet, wenn sie rot sind. Danach werden sie einige Tage in Wasser eingelegt, bis sich die Schale lösen lässt. Durch Trocknen und Bleichen in der Sonne erhalten sie ihre helle Farbe.

Vanille

Vanille - eine Orchideenpflanze

Vanille – eine Orchideenpflanze

Die Vanillepflanze ist eine Orchideenart, die Kletterpflanze benötigt eine Stützpflanze. Nachdem mir Magdaleno den aufwändigen Herstellungsprozess erklärt hat, ist mir klar warum Vanille bei uns so teuer ist.
Erst nach 3-4 Jahren bildet die Pflanze erste Blüten, von denen jede das weibliche und männliche Geschlecht in sich trägt. Da die Bestäubungsrate durch Kolibris und Insekten sehr niedrig ist, erfolgt dies aufwendig per Hand. Mit einem Zahnstocher wird der obere männliche Teil von der Blüte getrennt und fällt dadurch in den weiblichen „Rachen“ Der Prozess ist nicht nur aufwendig, es ist auch Schnelligkeit gefragt, denn jede Blüte ist nur einen halben Tag geöffnet. Bis die Schote dann erntereif ist, vergehen etwa neun Monate. Auch beim Erntezeitpunkt ist Feingefühl gefragt, denn sobald die Schote gelb wir, ist sie reif und muss geerntet werden, bevor sie aufplatzt. Einmal offen, kann die Schote nur noch für die Herstellung von Vanille-Essenz verwendet werden

DIe überreifen Schoten platzen auf

DIe überreifen Schoten platzen auf

Wir finden eine gespaltene Bohne, die bereits einige Tage in der Sonne liegt und sich dunkel färbt. Im Inneren befinden sich die feinen Samen, die bereits nach Vanille duften. Einmal geöffnet, kann die Schote für die Herstellung von Vanille-Essenz verwendet werden. Hierfür wird sie in Alkohol eingelegt, lässt man später den Alkohol verdampfen bleibt das reine Vanillearoma.
Damit wir jedoch die ganze Schote auch in fernen Ländern genießen können, bedarf es weiterer aufwändiger Verarbeitung. Um den Reifeprozess zu stoppen, werden die Schoten nun aufgekocht und dann vakuumiert. Über einige Tage wie in einer Sauna heiß und feucht gehalten, verstärkt sich das Aroma und die Schoten färben sich dunkel. Nach einem 3-4-monatigen Trockenprozess halten die Schoten nur noch 20% ihres ursprünglichen Gewichts und sind bereit für den Verkauf und Transport nach Europa.

Zimt

Magdaleno macht mich auf den Zimtbaum aufmerksam

Magdaleno macht mich auf den Zimtbaum aufmerksam

Fast wäre ich an dem unscheinbaren Baum vorbeigelaufen, habe ich doch nach einer auffälligen, zimtfarbenen Rinde Ausschau gehalten. Doch das Gewürz wird gar nicht aus der Baumrinde hergestellt! Für die Zimtgewinnung werden ganze Äste genutzt. Erst nach dem Schälen kommt die rostrote Farbe zum Vorschein. Am besten erntet man während der Regenzeit, das nasse Holz lässt sich dann leichter in dünnen Streifen abschälen und rollen. In Stangen getrocknet oder gemahlen kommt das Gewürz dann zu uns. Wer einen Zimtbaum im Garten hat, kann sogar die Blätter verwenden, die ebenfalls ein intensives Zimtaroma aufweisen und leicht süßlich schmecken. Perfekt für einen leckeren Tee oder zum Backen!
In die Erste-Hilfe-Tasche gehört das Pulver auch, denn auf offene Wunden gestreut, stoppt es Blutungen und wirkt desinfizierend. Das Gewürz verfügt ebenfalls über krampflösende und durchblutungsfördernde Eigenschaften.

Muskat

Zaubernuss

Zaubernuss

Der Muskatbaum versteckt seine feinen gelben Blüten, die fast wächsern scheinen, in einem dichten Blätterdschungel. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, denn es handelt sich lediglich um die männliche Variante. Die weiblichen Bäume tragen die gelben Früchte, die fast aussehen wie Mirabellen. Ein bisschen länglicher sind sie und steinhart, denn innen befindet sich die braune Muskatnuss. Sie ist eingebettet in eine leuchtend rote Hülle, die sich wie ein Blütenkelch um die Muskatnuss legt und erst beim Öffnen der Schale zum Vorschein kommt. Ein überwältigendes Farbenspiel! Fast erwarte ich, dass sich beim Öffnen ein rotes Ballkleid entfaltet, ich habe zu viel Aschenbrödel geguckt!!

Piment

Pimentbäume im Sonnenlicht

Pimentbäume im Sonnenlicht

Erstmals unwissend auf das Gewürz gestoßen bin ich auf einem meiner ersten Ausflüge in Guatemala, auf dem ich mich, auf rutschigem, steilen Gelände nach Halt suchend, an allerhand Gehölz geklammert habe. Meine Hände dufteten noch stundenlang nach dem intensiven, nelkenähnlichen Duft. Welcher der Bäume dafür verantwortlich war, habe ich jedoch erst viel später herausgefunden.
Der gesamte Baum enthält das ätherische Öl – Holz, Blätter, Früchte riechen intensiv nach dem würzigen, leicht pfeffrigen Duft. Aus meiner Heimat kenne ich nur die getrockneten Körner. Doch hier finden sich mannigfaltige Möglichkeiten das Aroma zu nutzen. Das Holz kann zum Grillen und die Blätter zum Einschlagen von Fisch oder Fleisch genutzt werden, während man die Samen einfach im Ganzen oder zerstoßen ins Essen gibt.
Und als wichtiger Bestandteil der Schokolade ist Piment aus der Maya-Welt nicht wegzudenken. Deren Vorfahren nutzten es auch zur Desinfektion und als Betäubungsmittel – zum Beispiel bei Zahnschmerzen. Wer will, kann einfach mal ein paar Körner zerkauen! Der Kekchi-Maya Eladio verrät mir: Bei Magenbeschwerden wirken 5-6 zerstoßene Körner mit Wasser aufgegossen Wunder. Der zweite Kandidat für die Hausapotheke!

Kardamom

Kardamompflanze mit Blüte und Früchten

Kardamompflanze mit Blüte und Früchten

Nein, ich habe noch nie in meinem Leben Kardamom gesehen. Ursprünglich stammt die Pflanze aus Südindien, heute ist Guatemala ebenfalls ein großes Anbaugebiet. Sie gehört zu den Ingwergewächsen. Im Gegensatz zu seinen Artgenossen liegt das Nutzbare hier über der Erde. Direkt an der Wurzel bilden sich die weißen, rot-gesprenkelten Blüten, aus denen sich die grünen Kardamomkapseln bilden. Sie werden von Hand gepflückt und dann getrocknet. In der Küche finden sowohl die ganzen Samenkapseln als auch die feinen Körnchen Verwendung.
Mit heißem Wasser aufgegossen ist Kardamom-Tee hierzulande ein erfrischendes Getränk, das sich positiv bei Magenbeschwerden auswirkt.

Blüte oder nicht? Auch die Blätter des Zimtbaums kann man essen.

Blüte oder nicht? Auch die Blätter des Zimtbaums kann man essen.

Männlicher Muskatbaum mit Blüten

Männlicher Muskatbaum mit Blüten

Weiblicher, früchtetragender Muskatbaum

Weiblicher, früchtetragender Muskatbaum

Hier werden die Gewürze getrocknet

Hier werden die Gewürze getrocknet